Sie haben bestimmte schon mal gehört, dass Skigebiete künstlichen Schnee machen können Aber ist dieser Kunstschnee vergleichbar mit natürlichem Schnee? Kann man den Unterschied beim Skifahren oder Snowboarden erkennen?
Kunstschnee ist richtiger Schnee, hat jedoch meist einen höheren Wasseranteil als natürlicher Schnee. Auch die Struktur der Schneekristalle ist anders. Während natürlicher Schnee sechseckige Schneekristalle hat, ist Kunstschnee eher rund. Das macht natürlichen Schnee, vor allem Pulverschnee, fluffiger als Kunstschnee.
Kunstschnee wird von Beschneiungsanlagen, den sogenannten Schneekanonen, erzeugt. Er ist gut zu fahren und ähnelt dem Schnee präparierter Pisten.
Die meisten Skifahrer würden den Unterschied zwischen einer maschinell präparierten Piste und einer reinen Naturschneepiste nicht erkennen. Es sei denn, sie vergleichen ihn mit frischem Pulverschnee.
Schauen wir uns genauer an, wie es ist, auf Kunstschnee Ski oder Snowboard zu fahren. Wir besprechen aber auch, wie Kunstschnee hergestellt wird. Und auch wie natürlicher Schnee entsteht, erklären wir.
Schließlich verraten wir auch noch, was es kostet, Kunstschnee herzustellen und gehen kurz auf das Thema Klimawandel und Kunstschnee ein.
Wie ist es, auf Kunstschnee Ski zu fahren?
Skifahren auf Kunstschnee, der aus Schneekanonen gepumpt wird, macht Spaß und ist nicht schwerer als auf natürlichem Schnee. Eigentlich ähnelt es dem Skifahren auf natürlichem Schnee sehr.
Der Schnee ist aber dichter und ein klein wenig rauer beim Skifahren. Er verfestigt sich auch schneller zu Eis.
Auf den meisten Pisten in vielen Skigebieten liegt eine Mischung aus natürlichem Schnee und Kunstschnee. Der Schnee auf der Piste vermischt sich also im Laufe der Zeit normalerweise.
Schnee aus Schneekanonen ist genauso kalt und nass. Er ist natürlichem Schnee sehr ähnlich. Erst wenn man etwas genauer hinsieht, erkennt man, dass die kristalline Struktur ganz anders ist.
Der NASA-Wissenschaftler Dr. Peter Wasilewsk untersuchte Kunstschnee und natürlichen Schnee unter dem Mikroskop, um herauszufinden, wie sie sich unterschieden.
Wie Sie auf dem Bild unten sehen können, ist der natürliche Schnee auf der linken Seite feiner und hat eine komplexere Struktur. Diese Struktur macht ihn leichter und flauschiger, wenn er frisch gefallen ist.
Das rechte Bild zeigt Kunstschnee. Dieser besteht aus einfacheren Eisklumpen. Er ähnelt eher dem Schnee, der von Skifahrern zusammengepresst wurde.
Dieser Unterschied in der Struktur macht Kunstschnee dichter, fester und stabiler. Für Skirennfahrer bei Abfahrtsrennen ist das von Vorteil. Die harte, fast eisige Oberfläche hilft ihnen bei den scharfen Kurven und sorgt auch für ein höheres Tempo.
Rennstrecken werden sogar noch mit Wasser vollgespritzt, um sie noch eisiger zu machen. Damit werden die Rennstrecken noch schneller. Der Schnee wird durch das zusätzliche Wasser viel härter verdichtet.
Für Liebhaber von Pulverschnee gibt es aber nichts Vergleichbares, Kunstschnee kann da einfach nicht mithalten. Andererseits wären viele Skigebiete ohne Beschneiungsanlagen nicht in der Lage, so früh zu öffnen und offen zu bleiben, wenn das Wetter nicht mitspielt.
Kunstschnee ist auch feuchter als natürlicher Schnee. In der Regel enthält er doppelt so viel Wasser wie Naturschnee, wodurch er auch schneller verklumpt. Da Naturschnee trockener ist, fühlt man sich beim Skifahren leichter und schwungvoller als auf dem nassen Kunstschnee.
Ein großer Vorteil von Kunstschnee ist, dass er länger hält und widerstandsfähiger gegen Regen ist. Er bildet damit eine gute Grundlage für natürlichen Schnee, der darauf fällt.
Bei Regen hält Kunstschnee länger zusammen, da die Kristalle weniger brüchig sind. Er wird aber aufgrund des bereits vorher hohen Wassergehalts auch schneller matschig.
Die meisten Skifahrer, vor allem Skianfänger, werden jedoch nicht in der Lage sein, den Unterschied zwischen einer vollständig aus Naturschnee und einer überwiegend aus Kunstschnee bestehenden Piste zu spüren.
Das liegt daran, dass präparierte Pisten durch andere Skifahrer und Schneepflüge verdichtet werden. Die Oberfläche beider Schneearten fühlt sich dadurch ziemlich ähnlich an.
Angenommen, man hätte zwei Pisten. Eine aus unverspurtem Pulverschnee und die andere aus frischem Kunstschnee. Dann würde ein durchschnittlicher bis fortgeschrittener Skifahrer den Unterschied wahrscheinlich spüren.
Abgesehen davon gibt es unterschiedliche Arten und Qualitäten von Naturschnee und Kunstschnee.
Die endgültige Beschaffenheit hängt von der Feuchtigkeit und Temperatur ab, während er sich bildet. Und auch davon, mit welchem Schnee als Grundlage er in Berührung kommt.
Wie entsteht natürlicher Schnee?
Natürlicher Schnee entsteht, wenn Wasserdampf in Wolken gefriert und auf den Boden fällt. Schneeflocken bestehen aus Hunderten von gefrorenen Kristallen, die sich um kleine Schmutzpartikel in der Luft bilden.
Schneeflocken werden immer komplexer und größer auf dem Weg zum Boden. Sie nehmen dabei wunderbare, einzigartige Strukturen an.
Jede Schneeflocke ist anders. Das liegt daran, dass jede Schneeflocke ihren eigenen Weg durch verschiedene Luftströmungen nimmt. Diese wiederum beeinflussen auf mikroskopischer Ebene, wie die kristalline Struktur wächst.
Einmal gefallener Schnee kann viele Formen annehmen: Er beginnt als frischer Pulverschnee und wandelt sich mit der Zeit.
Aus dem Pulverschnee wird festgefahrener Schnee, harter Schnee, Matsch und viele andere Formen, die Skifahrer als Schnee kennen.
Wie wird Kunstschnee hergestellt?
Kunstschnee wird erzeugt, indem Millionen winziger Wassertröpfchen in die Luft gepumpt werden, damit sie gefrieren und zu Boden fallen.
Es gibt hauptsächlich zwei Arten von Beschneiungsanlagen. Eine davon, die Schneelanze, mit Druckluft und Wasser. Die andere, die wirkliche Schneekanone, arbeitet mit einem Ventilator und Wasser. Beide zerstäuben Wasser auf unterschiedliche Art.
Es gibt auch Beschneiungsanlagen, die sogenannte Nukleatoren in das Wasser einspritzen, um die Schneeproduktion zu erhöhen. Diese Beschneiungsanlagen werden auch Snow Inducer genannt.
Snow Inducer arbeiten mit gefriergetrockneten Bakterien, die normalerweise auf den Blättern von Pflanzen vorkommen. Wie bei natürlichem Schnee sorgen diese dafür, dass sich um jedes Tröpfchen herum schneller Eiskristalle bilden.
Das Endergebnis ist mehr Schnee aus der gleichen Menge Wasser, sogar bei wärmeren Temperaturen. In Deutschland und Österreich sind Snow Inducer aber verboten.
1. Schneelanzen
Bei dieser Art von Maschine wird das Wasser mit sehr hoher Geschwindigkeit durch Druckluft in winzige Partikel aufgespalten. Diese Partikel bewegen sich durch die Luft, kühlen in der Luft ab und landen dann als Schnee auf der Piste.
Schneelanzen sind immer fest installiert. Sie sehen genau so aus, wie man es vermuten würde. Es sind lange Metallstangen, die schräg am Rand der Pisten stehen.
- Vorteile: Größere Reichweite und weniger Stromverbrauch
- Nachteile: Sie benötigen einen Druckluftanschluss
2. Schneekanonen
Dieser Gerätetyp ist deutlich größer als die Schneelanzen. Schneekanonen sehen aus wie große Vertilatoren mit einem Gehäuse drumherum.
Eine Schneekanone verwendet ein elektrisches Gebläse, um den Wasserstrahl in kleine Tropfen zu zerstäuben. Schneekanonen können mehr Schnee produzieren als Schneelanzen, brauchen aber auch viel Strom.
- Vorteile: Benötigt keine Druckluft
- Nachteile: Benötigt viel Strom
Wie viel kostet es, Kunstschnee zu produzieren?
Die Beschneiung mit Schneekanonen ist sehr teuer. Es kostet zwischen 200 und 400 Euro, um eine Flächebon 1.000 m² mit 30 cm Schnee zu bedecken.
Trotzdem lohnt es sich wohl für die Skigebiete. Sonst würden sie nicht so viel Geld in die Beschneiungstechnik investieren.
Die Organisation Protects Our Winters schätzt, dass die Skiindustrie ohne Beschneiung weltweit ungefähr 1 Milliarde Euro pro Jahr weniger einnehmen würde. Das liegt daran, dass die Skigebiete früher öffnen und länger geöffnet bleiben können.
Es gibt auch weniger Ausfalltage durch Zeiten, in denen es nicht schneit. Die Skigebiete können das mit den Schneekanonen kompensieren.
Da die Skisaison nur 5-6 Monate dauert, zählt für die Skigebiete jeder Tag, an dem sie geöffnet bleiben können. Das gilt bis zum Frühjahr und Frühsommer, wenn die Besucherzahlen zurückgehen. Dann schließen die meist Skigebiete, selbst wenn genügend Schnee liegt.
Beschneiung und globale Erwärmung
Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (EEA) hat sich die Länge der Schneesaison in der nördlichen Hemisphäre seit 1970 in jedem Jahrzehnt um fünf Tage verkürzt. Die EEA vermutet, dass bis zum Ende des Jahrhundert bis zu 70% des Schneefalls ausbleiben könnte.
Die neuesten Statistiken aus dem Jahr 2016 zeigen, dass die Schneedecke im Zeitraum von 1967 bis 2015 im März und April um durchschnittlich 13 % und im Juni um 76 % zurückgegangen ist.
In den USA sind die Zahlen nicht ganz so hoch, aber immer noch besorgniserregend. Hier sind es 7 % für März und April und 47 % für den Juni.
Dies ist ein alarmierender Trend. Vermutlich bedeutet es auch, dass die Nachfrage nach Kunstschnee noch weiter zunehmen wird.
Es bleibt zu hoffen, dass die Fortschritte in der Technologie zu einer nachhaltigeren und weniger energieintensiven Beschneiung führen. Andernfalls werden die Kosten für die Umwelt weiter steigen. Und auch auf die Preise der Skipässe wird sich das auswirken.
Zum Abschluss
Auch wenn wir alle gerne nur auf Naturschnee fahren würden, ist die Beschneiung heute leider ein fester Bestandteil des Skisports. Man wird aber meist den Unterschied zwischen Kunstschnee und natürlichem Schnee beim Skifahren oder Snowboarden gar nicht bemerken.
Im Prinzip ist das Skifahren oder Snowboarden auf Kunstschnee vergleichbar mit dem Fahren auf einer präparierten Piste.
Kunstschnee unterscheidet sich aber durchaus von natürlichem Schnee. Er enthält meist deutlich mehr Wasser. Und auch die Schneekristalle haben eine vollkommen andere Struktur.
Die Herstellung von Kunstschnee braucht recht viel Energie. Durch den Klimawandel wird es nn Zukunft aber noch mehr Kunstschnee geben müssen, wenn wir weiter Skifahren möchten.